Rottweil. Der Rottweiler Künstler Siegfried Haas wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. In Würdigung seines künstlerischen Schaffens ist derzeit unter dem Titel „Kunst und Glaube“ eine Ausstellung seiner Werke in der Lorenzkapelle zu sehen. Nun hat die Familie Haas angekündigt, die Skulptur der „Diotima“, die seit 2011 als Leihgabe im Stadtgraben aufgestellt ist, der Stadt zu schenken.

„Wir freuen uns sehr, dass die ,Diotima‘ dauerhaft in Rottweil bleibt und sind der Familie Haas sehr dankbar“, so Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß. „Die Schenkung ist ein Zeichen der großen Verbundenheit des Künstlers und Menschen Siegfried Haas, seiner Frau Ingrid und der ganzen Familie mit unserer Stadt. Es gibt sehr viele Menschen in Rottweil, die dieses Geschenk und die damit verbundene Geste zu würdigen wissen.“

„Wir haben im Rahmen der Ausstellung eine hohe Wertschätzung der Stadt und der Bevölkerung für das Werk meines Vaters erfahren“, berichtet Andreas Haas. Gemeinsam habe die Familie entschieden, die Diotima, die seit 2011 im Stadtgraben als Leihgabe der Familie aufgestellt ist, nun der Stadt und der Bürgerschaft zu schenken. „Mein Vater hat den Platz noch zu Lebzeiten ausgesucht“, betont Andreas Haas. Deshalb solle die Figur auch dort bleiben, in einem öffentlichen und durch die Grünanlage doch geschützten Umfeld. Auch sein Bruder Konrad unterstreicht: „Mein Vater wollte die Figur genau dort aufgestellt haben. Die ,Diotima‘ ist ein Vermächtnis meines Vaters an seine Heimatstadt.“

Die Werke von Siegfried Haas sind in Rottweil vielfältig präsent: An der Nordumgehung befindet sich eine Nepomuk-Skulptur (2003), im Innenhof des Kapuziners ist seit 2011 die Figurengruppe „Wo zwei oder drei in meinem Namen“ (2003) aufgestellt und zwei sehr eindrückliche Skulpturen befinden sich auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Eckerwald: „Der Gefangene“ (1988) und „Macht ist Ohnmacht“ (2004). Seit 2011 steht die überlebensgroße Figur der „Diotima“ als Leihgabe der Familie Haas im Stadtgraben. „Die ,Diotima‘ ist seit ihrer Aufstellung längst zu einem künstlerischen Wahrzeichen und festen Bestandteil der Kunst im öffentlichen Raum geworden“, betont Kulturamtsleiter Marco Schaffert. Man sei sehr froh, dass die Skulptur dank der Schenkung der Kunst- und Kulturstadt Rottweil erhalten bleibe.

Die Schenkung wird im Rahmen einer Feierstunde am 29. Juli offiziell erfolgen. An diesem Tag findet zuvor auch die Finissage der laufenden Ausstellung „Kunst und Glaube“ statt. Neben den Kindern von Siegfried Haas und weiteren Familienmitgliedern wird auch die Witwe des Künstlers, Ingrid Haas, anwesend sein, die dieses Jahr ihren 100-jährigen Geburtstag feiern konnte und die Schenkungsurkunde unterzeichnen wird. Die Feierstunde wird unter den tagesaktuellen Coronabedingungen stattfinden.

Zu Siegfried Haas:

-1921 in Giengen an der Brenz geboren, Jugend in Schramberg.

– studierte an der Kunstakademie in Stuttgart und Kontaktaufnahme zum Widerstandskreis um die Geschwister Scholl.

– 1946 Rückkehr aus französischer Kriegsgefangenschaft.

– Hochzeit mit seiner Akademiekollegin Ingrid Starcke, ebenfalls Jahrgang 1921.

– 1958 Umzug in das neue Haus samt Werkstatt in Rottweil.

– bis zu seinem Tod im Jahr 2011 in Rottweil als Maler und Bildhauer tätig.

– Sein künstlerisches Werk prägt die Rottweiler Kunstszene bis in die Gegenwart. Es steht in engem Zusammenhang mit dem Widerstand im Nationalsozialismus und mit seinem christlichen Glauben.