Donaueschingen. Dieses Jahr haben nahezu 15.000 Besucher den Weg ins Museum Art.Plus gefunden. Die Museumsleitung reagiert auf die überwältigende Resonanz und verlängert die Ausstellung bis zum 10. März 2024 bei weiterhin freiem Eintritt.

„Tierisch gut – Paradise reloaded“ ist der Titel der beliebten Ausstellung im Museum Art.Plus in Donaueschingen. Ein Titel, der munter und spielerisch daherkommt, tatsächlich aber eher einen ironischen Kommentar darstellt zur Situation vieler Menschen, die sich nach Pandemie, Krieg und gesellschaftlich-politischen Verwerfungen allenthalben nach einem Stück heiler Welt sehnen.

Heile Welt wird das Publikum in der Ausstellung nicht finden, geschweige denn das Paradies. Es gibt zwar Nashörner, Wolf, Hirsch und Krokodil zu entdecken, überlebensgroße Ratten, Eidechsen. Doch die Idylle ist immer gebrochen. Besonders offensichtlich wird das im Raum, den Gabriela Oberkofler eingerichtet hat: Zeichnungen aus kleinsten Punkten, Linien, Schraffuren und winzigen Zeichen, Tierkäfige oder Fallen, gebaut aus Zweigen und roten Schnüren, im Zentrum eine feingliedrige Installation aus Ästen, Vögeln und Schmetterlingen, die an Fäden von der Decke schweben, Pilze, Fische, ein Eichhörnchen. Auf den ersten Blick tatsächlich ein kleines Paradies, doch das Eichhörnchen ist halbiert, die Fische sind aufgespießt. Die Künstlerin hat subversiv eingegriffen, das Paradies ist beschädigt, also explizit zeitgenössisch, bestenfalls „reloaded“.

Der Stuttgarter Bildhauer Friedemann Flöther interpretiert ein altes Motiv aus der Kulturgeschichte bzw. Mythologie: das Einhorn. Dieses (Fabel-) Wesen, dem Besucherinnen und Besucher gleich am Eingang begegnen, spielte in der christlichen Ikonografie des Mittelalters und der Renaissance eine bedeutsame Rolle als Sinnbild der Reinheit und Keuschheit und wurde deshalb oft mit Mariendarstellungen kombiniert. Vor einigen Jahren tauchten massenhaft Einhörner als Kuscheltiere in Kinderzimmern auf, als kitschige Motive in unsäglichen Farben auf Kleidung und Accessoires. Diesen eskapistischen Hype nimmt Flöther auf die Schippe: sein Einhorn hat sich in eine Säule gerammt, in die Ausweglosigkeit – aus Wut oder Verzweiflung angesichts der Auswüchse gnadenlosen Konsumterrors, könnte man spekulieren.

Ein eigener Raum ist der Arbeit „Solipsis VI“ des Südafrikaners Wim Botha gewidmet: die Installation aus Holz, Leuchtröhren und Styroporformen, die Vögel assoziieren, beschwört Bilder zwischen Poesie und Alptraum. Kalt lässt sie niemanden. Ein Werk mit magischer Dimension hat der kubanische Künstler José Bedia geschaffen: eine Meeresschildkröte, die sich in unbegrenztem Raum bewegt – weder nach oben noch nach unten, wie Bedia an den Rändern notiert, sondern ohne Ziel und damit frei. Beim indigenen Volk des Seri wird diese Art Schildkröte als heiliges Tier verehrt. Auch für Kang Jinmo aus Südkorea ist die spirituelle Komponente ein integraler Bestandteil seiner künstlerischen Recherche. Namentlich das Yin-Yang-Prinzip, das entgegengesetzte Kräfte oder Phänomene ins Gleichgewicht bringt, spielt hier eine wichtige Rolle.

Weitere Positionen, die in der Ausstellung „Tierisch gut – Paradise reloaded“ vertreten sind, stammen von Jan Davidoff, Pascal Haudressy, Kenny Hunter, Luigi Mainolfi, Helmut Middendorf, Davide Rivalta, Roland Schauls, Bernd Völkle und Claudia Weber.