Tuttlingen. Die Preisträger des Tuttlinger Kleinkunstwettbewerbs 2024 stehen fest. Am Sonntagabend wurden die Siegertrophäen bei der diesjährigen Auflage einer der wichtigsten deutschen Kleinkunstauszeichnungen verliehen: die Tuttlinger Krähen. Publikum und Jury haben entschieden – und sie waren sich einig wie selten! Der Kleinkunstpreis der Stadt Tuttlingen geht dieses Jahr – und zum ersten Mal in 24 „Krähe“-Jahren – in die Schweiz. Nachdem in der Vergangenheit schon Martin O., Marc Haller, Thomas „Veri“ Lötscher und Hop O‘ My Thumb zweite Preise gewonnen hatten, holt nun eine gebürtige Berlinerin den 1. Jurypreis in die Alpenrepublik. Und den begehrten Publikumspreis gewinnt die Wahl-Schweizerin Judith Bach gleich dazu. Für ihren grandiosen Auftritt am Dienstag gewann die Schauspielerin und Musikkabarettistin gleich zwei Siegerschecks mit insgesamt 9.000 € Preisgeld und zwei Bronzeplastiken des Tuttlinger Künstlers Roland Martin. Das war vor ihr nur Stenzel & Kivits (2015), Heinrich Del Core (2012), Sascha Grammel (2010) und Malediva (2004) gelungen. Mit nach Hause ins Tösstal nehmen kann Judith Bach am Ende der vier Wettbewerbsabende 2024 in der ausverkauften Möhringer Angerhalle mit der Krähe einen der wichtigsten, schönsten und begehrtesten deutschen Kleinkunstpreise. Zwölf Teilnehmer aus über 80 Bewerbungen hatte die Jury fürs Finale nominiert und die sorgten für drei hochkarätige Wettbewerbsabende.
Mit Auszügen aus ihrem Solo «Endlich – Ein Stück für immer von der Claire» überzeugte Judith Bach nicht nur die Jury, sondern eroberte auch die Herzen des Publikums im Sturm. Für Michael Baur, Geschäftsführer der Tuttlinger Hallen, war ihr Auftritt „wahrscheinlich das Beste, was jemals eine Frau in 24 Krähe-Jahren auf die Bühne der Angerhalle gebracht hat.“ Virtuoses Klavierspiel, Witz, Tiefgang und perfektes Timing machte er bei ihrem rundum gelungenen Auftritt auf, der die Zuschauer auch emotional erreichte. Jury-Laudator David Zapp sagte angesichts eines überzeugenden und berührenden Auftritts „demütig danke für dieses kleine Stück vom ganz großen Glück“. Haupt- und Publikumspreis werden vom Hauptsponsor, der KLS Martin Group, und von der Kreissparkasse Tuttlingen und Paradigm Spine Technology gestiftet. Mit dem Gewinn des renommierten süddeutschen Kleinkunstpreises reiht sich Judith Bach in die Liste namhafter „Krähe“-Gewinner ein, in der u.a. bereits Sascha Grammel, Florian Schroeder, Lars Reichow, Heinrich del Core oder Suchtpotenzial stehen.
Weitere Preise erhielten bei der Preisträgergala am Sonntagabend in der Angerhalle aus den Händen der Sponsorenvertreter und der Jury-Mitglieder zwei von Bachs Künstlerkollegen: der 2. Jurypreis (dotiert mit 4.000 €, gestiftet von den Firmen Tontarra und Trokamed) ging an die wunderbare junge Liedermacherin Marie Diot und ihren kongenialen musikalischen Begleiter Fabian Großberg, die aus der Nähe von Hamburg angereist waren und bei der „Krähe“ mit ihrer Mischung aus Indie-Pop, Chanson und sehr viel Spaß überzeugten. Den Sonderpreis der Jury (dotiert mit 3.000 €, gestiftet von Breinlinger Ingenieure, Kaufer + Passer und Eickemeyer Medizintechnik für Tierärzte) gewann mit Markus Henrik aka Dr. Pop ein gebürtiger Essener und Wahl-Berliner, der einen (echten!) Doktortitel in Medienwissenschaften und Popmusik besitzt. Der Arzt fürs Musikalische therapierte das Tuttlinger Publikum in seiner Musik-Comedy-Stand-up-Show mit Musiksamples und faszinierenden Musikfakten. Die Auszüge aus seinem Solo-Live-Programm „Hitverdächtig“ zündeten.
Die Angerhalle war in diesem Jahr an allen vier Abenden nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt. Über 1.400 Besucherinnen und Besucher jubelten den zwölf Endrundenteilnehmern an den vier Abenden in Tuttlingen-Möhringen zu und erlebten Kleinkunst der Spitzenklasse in allen Schattierungen – von Comedy bis hin zur A Cappella. Judith Bach stand als Siegerin und Doppel-Preisträgerin natürlich im Mittelpunkt als am Sonntagabend die deutsche Kleinkunstwelt wieder für einen Abend auf die Donaustadt blickte und als am Ende einer fast dreistündigen Preisträgergala das Geheimnis um die diesjährigen Preisträger der „Tuttlinger Krähe“ gelüftet wurde. Geboren 1983 in Berlin, verbrachte sie ihre Kindheit bei Köln, zog 1996 mit der Familie nach Südafrika, wo sie in Kapstadt ihr Abitur machte. Mit dem Schauspieldiplom der Scuola Dimitri im Rucksack, gründete sie 2006 zusammen mit Stéfanie Lang das Duo Luna-Tic. Seither touren sie erfolgreich als Claire und Olli mit Klavier-Akrobatik-Lieder-Kabarett durch die große Welt der Kleinkunstszene. Während einer Babypause ihrer Kollegin packte sie die Gelegenheit beim Schopf und startete ihr Soloprojekt als Claire alleene. Seit Mai 2022 tourt sie mit ihrem zweiten Solo „Endlich – ein Stück für immer“ quer durch die Schweiz, Deutschland und Österreich.
Souverän, witzig und unterhaltsam hatte der Vorjahressieger, der Death Comedy Act Der Tod aus Berlin, durch das fast dreistündige Programm geführt. Sein Resümee: „Applaus, Applaus! Mordsmäßig tolle Preisträger*innen. Es war mir ein innerer Leichschmaus Moderatod und Grabgeber an diesem zum Sterben schönen Abend sein zu dürfen.“
Die „Tuttlinger Krähe“ zählt zu den wichtigsten und höchstdotierten Kleinkunstpreisen im deutschsprachigen Raum. Die Fortsetzung des mit über 25.000 € dotierten Wettbewerbs folgt dann im nächsten Jahr – und das wird ein Jubiläumsjahr. Vom 8. bis 13. April 2025 flattert die „25. Tuttlinger Krähe“ wieder. Und die Fachjury mit Michael Baur, Rolf Brohammer, Karlheinz Helmschroth, Sabine Schürnbrand, Rosa Wagner und David Zapp sichtet schon in Kürze wieder fleißig Bewerbungen!