Tuttlingen. Die bundesweite Aktion “Night of Light” setzt in der kommenden Woche ein starkes visuelles Zeichen für die in Schieflage geratene Veranstaltungswirtschaft: Veranstaltungs-Locations in ganz Deutschland strahlen in der Nacht vom 22. auf den 23.06.2020 ihre Gebäude rot an. So soll auf die dramatische Situation der Branche aufmerksam gemacht werden. Die Veranstaltungswirtschaft befindet sich auf der „Roten Liste“ der aussterbenden Branchen, ein Milliardenmarkt und hunderttausende Arbeitsplätze sind in Gefahr. Auch in Tuttlingen und Spaichingen erstrahlen Gebäude rot illuminiert, u.a. die Stadthallen in Spaichingen und Tuttlingen sowie die Ruine der Honburg.

Unternehmen aus der Veranstaltungswirtschaft sowie Veranstaltungs-Locations (Special-Event-Locations, Veranstaltungszentren, Kongresshäuser, Tagungshotels und sonstige Spielstätten wie z.B. Theater, Philharmonien, Konzerthallen, Schauspielhäuser) in ganz Deutschland strahlen in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni bundesweit ihre Gebäude oder stellvertretend Bauwerke in ihrer Region oder Stadt mit roter Beleuchtung an, um auf die dramatische Situation in der Veranstaltungswirtschaft aufmerksam zu machen und suchen so den Dialog der Branche mit der Politik, um gemeinsam einen Weg aus der Krise zu finden. „Auch die Stadthalle Tuttlingen und die Angerhalle in Möhringen sowie die Ruine der Honburg machen wir zu leuchtenden Mahnmalen und zu einem flammenden Appell der Veranstaltungswirtschaft zur Rettung der Branche“, so Michael Baur, Geschäftsführer der Tuttlinger Hallen, der froh ist, dass Oberbürgermeister Michael Beck sich spontan offen für eine Unterstützung der Aktion zeigte. Alle Bereiche der Veranstaltungswirtschaft in Deutschland vereinigen sich zu dieser übergreifenden Interessen- und Arbeitsgemeinschaft und initiieren die „Night of Light“ – auch in Spaichingen und Tuttlingen sind mit den Unternehmen Light & Sound, Spaichingen, und Light & Music, Tuttlingen, private Verleiher und Messebauer (Meihack & Sellwig Messebau) involviert. „Light & Music illuminiert die Angerhalle in Möhringen, wo dem Unternehmen, das Technikpartner unserer Kleinkunstreihe ‚Bühne im Anger‘ ist, seit dem Frühjahr bereits zahlreiche Veranstaltungen weggebrochen sind“, sagt Michael Baur.

Innerhalb kürzester Zeit haben die behördlichen Auflagen im Zuge der Corona-Krise die gesamte Veranstaltungswirtschaft an den Abgrund gedrängt. Seit dem 10. März, mit Beginn der Corona-Pandemie, ist einem kompletten Wirtschaftszweig faktisch die Arbeitsgrundlage entzogen: Großveranstaltungen sind aufgrund der COVID-19 Krise untersagt. Business Events, Tagungen, Kongresse, Konzerte, Festivals oder Theateraufführungen, Messen und andere Events – überall dort, wo Menschen zusammenkommen, um gemeinsam Darbietungen zu erleben oder sich zu relevanten Themen auszutauschen – dürfen, wenn überhaupt, nur unter umfangreichen, behördlichen Auflagen durchgeführt werden und sind zur Zeit nicht mehr wirtschaftlich durchführbar. Einem riesigen Wirtschaftszweig ist praktisch über Nacht die Arbeitsgrundlage entzogen worden, eine Pleitewelle enormen Ausmaßes droht: mit gravierenden Folgen für den Arbeitsmarkt und die kulturelle Vielfalt als tragende Säule unserer Gesellschaft. Die Veranstaltungswirtschaft war der erste Wirtschaftszweig, der von der COVID-19-Krise getroffen wurde und er wird auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit am längsten und tiefgreifendsten von den Auswirkungen betroffen sein. „Die Veranstaltungsbranche befindet sich kurz vor dem Abgrund – daher wollen wir ein Zeichen setzen“, heißt es seitens des Dachverbandes EVVC (Europäischer Verband der Veranstaltungszentren).

Seit Mitte März macht die Veranstaltungswirtschaft quasi keinen Umsatz mehr. Anders als im produzierenden Gewerbe können weggefallene Umsätze nicht mehr nachgeholt werden, es kann auch nichts „auf Lager“ produziert werden; die meisten Unternehmen in der Veranstaltungswirtschaft sind Dienstleister. Selbst wenn nach Beendigung der Krise eine hohe Nachfrage einsetzen würde, kann der erlittene Verlust nicht mehr kompensiert werden. Die Veranstaltungswirtschaft insgesamt ist eine der größten in der deutschen Wirtschaft und zählt über eine Million ArbeitnehmerInnen. Es wird ein jährlicher Kernumsatz von mehr als 10,0 Mrd. Euro erwirtschaftet. Rechnet man die Kultur- und Kreativwirtschaft mit ihren veranstaltungsbezogenen Teil- und Zuliefermärkten hinzu, so erzielen mehr als einhunderttausend Unternehmen einen Jahresumsatz im dreistelligen Milliardenbereich! Durch das vorläufige Verbot von Großveranstaltungen bis 31. August und einen danach noch folgenden Vorlauf zur Planung von Veranstaltungen gibt es einen 80-100% Umsatzausfall über einen Zeitraum von mindestens acht Monaten. Daraus resultiert eine akute Insolvenzgefahr für die gesamte Branche.

Bilder und Videos der beleuchteten Objekte und Gebäude werden bei Facebook und Instagram unter dem Hashtag #nightoflight2020 hochgeladen. So kann sich jeder Interessierte die bundesweit umgesetzten Installationen im Netz ansehen.