Villingen-Schwenningen. Das Theater am Ring wird 80 Jahre alt – und es gibt viele gute Gründe, diesen Geburtstag zu feiern. Von Anfang an war das Theater am Ring etwas Außergewöhnliches, ein Haus wie kein Zweites in der Region. Am 19. Oktober 1940 – mitten im 2. Weltkrieg – wurde es als neues Kunst- und Kulturzentrum, vor allem aber als Tonfilm-Theater eröffnet. Trotz seines Ursprungs als Lichtspielkino und wichtiger Bestandteil der NS-Propagandamaschinerie setzte sich nach dem Krieg schließlich das elementare menschliche Bedürfnis nach geistiger Freiheit durch. Zunächst kamen die großen Tourneetheaterproduktionen mit der deutschsprachigen Schauspielprominenz nach Villingen, später waren beim Jazzfestival ‚VS swingt‘ oder der Tanzreihe ‚VS eMotion‘ auch internationale Top-Stars und Ensembles im Theater am Ring zu Gast und machten in den letzten Jahrzehnten bis heute aus dieser Bühne ein Fenster zur Welt.

Im Theater am Ring ist das Publikum immer wieder eingeladen, über den Rand seines eigenen Alltags hinauszublicken, neue Gedanken und ein erweitertes Verständnis für die Welt zu formen. Es ist ein Ort des Spielens und des spielerischen Entdeckens von Möglichkeiten – ein Ort, der die Grenzen der Gewohnheit sprengt und Mut macht, mit Phantasie neue Bewegungen der Gesellschaft zu denken. Hier kommen Menschen zusammen und werden im gemeinsamen Erleben von Spiel und Kultur zu Gemeinschaften.

In Zeiten von Krieg und damit verbundenem Eisenmangel war der Bau eines so großen Gebäudes keine Selbstverständlichkeit. Doch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war sich des propagandistischen Werts von Institutionen zur »Verwirklichung des neuzeitlichen Kulturwillens« sehr bewusst und unterstützte den Antrag des privaten Filmtheaterbetreibers Robert König. Nach dem Tod des Eigentümers wurde das Haus 1957 von der Stadt erworben. Das Theater war in einem guten Zustand und bot fortan neben den Lichtspielaufführungen auch Schauspiel, Oper und Sinfoniekonzerte. Einwohner und Kurgäste aus den umliegenden Städten waren regelmäßige Besucher, die Abonnements waren innerhalb einer Woche ausverkauft. Im Frühjahr 1971 genehmigte der Gemeinderat einen notwendig gewordenen Theaterumbau mit neuem Kassenraum und Foyer sowie weiteren Büro- und Publikumsräumen. 1998 wurde das Bühnenhaus neu gebaut, mit größerer Bühnenfläche, vergrößertem Orchestergraben, neuen Künstlergarderoben und der Installation zeitgemäßer Ton- und Lichtanlagen. Eine neue Bestuhlung mit 684 roten Theatersesseln, finanziert u. a. durch eine große Stuhlpatenaktion, wurde 2018 im Großen Saal eingeweiht.

Heute nimmt das Theater am Ring als Spielstätte für alle Gattungen der Bühnenkunst mit Gästen aus der ganzen Welt einen hohen Stellenwert in der gesamten Region ein. Im Oktober 2020 feiern wir das Haus als unser aller Theater, als Fenster zur Welt, Ort des freien Denkens, des Spielens und der Gemeinschaft.

Wir freuen uns auf die nächsten 80 Jahre Theater am Ring!