Villingen-Schwenningen. Als Uhrenmetropole mit rauchenden Fabrikschornsteinen ist Schwenningen bekannt geworden. Doch wie war es davor, vor dem „Uhrknall“, als die Uhrzeit für alle verbindlich wurde und Millionen Uhren aller Art aus der Stadt am Neckarursprung in die ganze Welt gingen?
Solche und viele weitere Fragen zur Orts- und Heimatgeschichte stellt die neue Sonderausstellung im Uhrenindustriemuseum mit zahlreichen Objekten aus den Beständen des Schwenninger Heimat- und Uhrenmuseums. Sie verknüpft markante Entwicklungen des Dorfes Schwenningen, Zeugnisse der Lebens- und Arbeitsbedingungen mit Fragen nach der Rolle der Zeit, der Zeitwahrnehmung und der Zeitstrukturen für die einzelnen Menschen im Ort. Obwohl 1850 in Schwenningen über 50 Uhrmacher tätig waren, richtete sich das Leben kaum nach der Uhrzeit. Schon dieses Paradox zeigt, dass es sich lohnt, einmal mit anderen Augen auf das bäuerlich und handwerklich geprägte Dorf zu blicken: Was sagen uns Sippennamen über die zeitliche Konzeption von Familie? Wie beeinflussen die zyklischen Rhythmen von Geburt und Tod, von Aussaat, Wachstum und Ernte die Zeiterfahrung? Wie passt das zur christlichen Hoffnung auf das Ende der Zeit?
Die Spurensuche fördert eine Vielzahl unterschiedlicher kultureller Zeitkonzepte zutage. Deutlich wird, wie heftig der „Uhrknall“ gewesen sein muss, als die Industrialisierung das Leben streng nach der Uhrzeit ausrichtete – mit maßgeblicher Beteiligung Schwenninger Unternehmen. Eine Ausstellung, welche die Geschichte unter neuem Blickwinkel betrachtet und auch Impuls sein will, unsere eigenen Zeitkonzepte der Gegenwart zu hinterfragen.
Die Ausstellung läuft bis 8. Januar 2023