Tuttlingen. Einen „runden Geburtstag“ feiert der „Tuttlinger Literaturherbst“ in der Stadthalle Tuttlingen: Zum zwanzigsten Mal findet die Reihe rund um das Buch und das Lesen in diesem Jahr an der Donau statt. Seit 2004 bildet die Literatur einen Schwerpunkt im Herbstprogramm der Stadthalle und brachte schon einige der namhaftesten Vertreter der deutschen Literaturszene auf die Bühne, darunter Walter Jens, Ingrid Noll, Roger Willemsen, Hellmuth Karasek oder Hanns-Josef Ortheil, um nur einige wenige zu nennen. Auch bei seiner 20. Auflage bietet der „Literaturherbst“ bekannte und interessante Namen: Den Auftakt macht am 10. Oktober der Henri-Nannen-Preisträger Dirk Gieselmann mit seinem viel gelobten Romandebüt „Der Inselmann“. In der Folge sind als Gäste Sebastian Fitzek-Freund Vincent Kliesch, Suzanne von Borsody, Marc Voltenauer aus der Schweiz und Denis Scheck zu erleben. Mit diesen Gästen sollte das Ziel der Reihe, das Interesse an der Beschäftigung mit Literatur und Sprache hochzuhalten, zu erreichen sein. Tickets für alle Events sind im vergünstigten Vorverkauf zu haben – übrigens auch als Literatur-Abo mit 35% Preisermäßigung macht Literaturgenuss zum preiswerten Vergnügen.

Der Tuttlinger Buchhändler und Kulturpreisträger 2012, Christoph „Stiefel“ Manz gab 2003, in Zeiten von Pisa-Schock, veränderten Lesegewohnheiten und dem Einzug des eBooks, den Anstoß für die Reihe. Seine langjährige Erfahrung (u.a. mit der Reihe „Tuttlinger Theken Tratsch“) und Kenntnis der Szene, gepaart mit den Möglichkeiten, die die neue Stadthalle in Tuttlingen bot, waren eine ideale Voraussetzung. Dies, zumal sich zu der Zeit nur wenige größere Kulturhäuser dem Thema Literatur verschrieben hatten. Kein Wunder, dass die Initiative vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels lobend erwähnt wurde. Und bis heute zählt die Literatur zu den festen Programmbestandteilen im Spielplan der Stadthalle, seit 2016 sogar mit eigenem Literatur-Abo.

Trotz einiger bekannter Namen schielt der „Literaturherbst“ weder in erster Linie aufs große Publikum, noch richtet er sich nur an Vielleser. „Wir wollen mit den ganz unterschiedlichen Lesungen mit renommierten Autorinnen und Autoren, aber auch mit Literaturevents mit erfolgreichen Künstlern gerade auch denen, die eher selten ein Buch zur Hand nehmen, zeigen, wie viel Vergnügen das Lesen und die Beschäftigung mit Literatur bereiten können“, formuliert Stadthallen-Geschäftsführer Michael Baur Anspruch und Ziel der Reihe. Und er räumt ein: „Natürlich ist es mit prominenten Namen leichter Publikum zu locken als mit (noch) unbekannten Gästen.“ Ganz bewusst gibt es deshalb im „Tuttlinger Literaturherbst“ immer wieder auch Formate, die den üblichen Rahmen einer Lesung sprengen: in der Vergangenheit etwa bei Abenden mit Matthias Brandt, Iris Berben, Julia Jentsch oder Walter Sittler, die zusammen mit hochkarätigen musikalischen Akteuren Produktionen für die große Bühne nach Tuttlingen brachten. In diesem Jahr ist es der „Flower Tales“-Abend mit Suzanne von Borsody. Auch das Literaturfrühstück vor der sonntäglichen Lesematinee sorgt für Abwechslung. Die einzelnen Veranstaltungen bilden einiges von der Bandbreite zeitgenössischen literarischen Schaffens hierzulande ab und machen Literatur, wie Baur sagt, „zum erfahrbaren intellektuellen Vergnügen“.

Auf das Publikum warten im Oktober und November fünf unterhaltsame, anspruchsvolle und sehr unterschiedliche Literaturveranstaltungen, für die sich Michael Baur, der sich ein neugieriges Publikum wünscht, das selbst gerne liest oder einmal renommierte Autoren lesen hören und mit ihnen ins Gespräch kommen möchte. Erste Gelegenheit dazu gibt es am 10. Oktober: „Der Inselmann“ heißt das Buch, das der mehrfach preisgekrönte Journalist Dirk Gieselmann aus Berlin vorstellt. Der sprachgewaltige Romanerstling des Grimme Online Award-Preisträgers begeisterte auch Schauspieler Matthias Brandt („Ich habe ›Der Inselmann‹ geliebt.“). Am 14. Oktober liest Vincent Kliesch aus „Auris 4: Der Klang des Bösen“. Die Thriller-Reihe „Auris“ schreibt er nach einer Idee seines Freundes Sebastian Fitzek. Und wenn zwei Bestseller-Autoren gemeinsam an einer Thriller-Reihe arbeiten, ist Hochspannung programmiert.

Am 20. Oktober wartet dann der Auftritt von Schauspielerin Suzanne von Borsody mit den Traumstadtgedichten von Peter Paul Althaus. Der 1892 in Münster geborene und heute fast vergessene Dichter, Schriftsteller und Kabarettist verfasste herrlich versponnene Textgebilde, voll von skurrilem Humor und poetischem Reiz, tiefsinnig und melancholisch zugleich. Musikalisch begleitet wird sie von Kurt Holzkämper am Kontrabass. Am 5. November präsentiert der Schweizer Marc Voltenauer in einer Lesematinee gleich zwei Bücher: Er liest aus einem seiner preisgekrönten Krimis („Wer hat Heidi getötet?“) und – passend zum Handlungsort seiner Romane – auch aus seinem Reiseführer „111 Orte in den Waadtländer Alpen, die man gesehen haben muss“. Den kurzweilig-unterhaltsamen Abschluss der Reihe macht dann am Donnerstag, 9. November, der Autor, Literaturkritiker und TV-Moderator (»Lesenswert«/SWR, »Druckfrisch«/ARD) Denis Scheck mit „Der undogmatische Hund“. Das Buch, das er gemeinsam mit seiner Frau Christina Schenk schrieb, erzählt die Liebesgeschichte zwischen einer Frau, einem Mann und einem Jack Russell, stellt die berühmtesten Hunde der Weltliteratur vor und definiert den Begriff „Bell-etristik“ ganz neu.

Karten gibt es bei der Vorverkaufsstelle der Tuttlinger Hallen, der Ticketbox in der Königstraße 13 (beim „Runden Eck“) und bei allen Vorverkaufsstellen des KulturTickets Schwarzwald-Baar-Heuberg in den Kreisen Rottweil (RW), Schwarzwald-Baar (VS) und Tuttlingen (TUT)sowie online unter www.tuttlinger-hallen.de. Ein telefonischer Kartenservice ist unter Tel. (07461) 910996 eingerichtet. Mit einem Literatur-Abo für alle fünf Termine des „Literaturherbsts“ lassen sich gut 26,- € sparen; alle Veranstaltungen können auch im Wahl-Abo gebucht werden.