Tuttlingen. In der Welt, in der „Corpus Delitcti“ von Juli Zeh spielt, ist Gesundheit das höchste Gut. Das System überwacht und regelt das Leben seiner Bürger, um Krankheiten und ungesunde Verhaltensweisen zu verhindern. Wer gegen das System verstößt, wird vom Staat bestraft. Protagonistin Mia Holl stellt sich nach dem Tod ihres Bruders dem System entgegen und rebelliert gegen die rigiden Gesundheitsvorschriften und Überwachungsmaßnahmen, die ihre individuellen Freiheiten einschränken. Premiere feierte das gleichnamige Theaterstück im Juni 2023 im Schauspielhaus Esslingen. Jetzt bringt die Württembergische Landesbühne das Stück, das auch Abitursstoff ist, am Montag, 24. Februar, in die Stadthalle Tuttlingen. Vorstellungsbeginn ist um 20 Uhr, Karten sind noch im vergünstigten Vorverkauf zu haben. Preisvorteile gibt’s für Schüler und Studenten oder mit einem Wahl-Abo.

Die Autorin und Juristin Juli Zeh entwirft in „Corpus delicti“ das dystopische Bild eines totalitären Staates, der nach dem menschlichen Wunsch auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit konzipiert ist, und in dem der Körper als Beweismittel für oder gegen uns eingesetzt werden kann. Mittels Genforschung, medizinischer Früherkennung und strenger Hygienegesetze reguliert die „Methode“ den Alltag und verspricht ein gesundes Leben für alle. Das System überwacht die Bürger rund um die Uhr, um potenziell abweichendes Verhalten zu erkennen und zu unterdrücken. Letztlich nutzt es die Angst vor Krankheit und Tod, um seine Autorität zu festigen und die Bürger zu kontrollieren. Krankheit vorzubeugen hat die höchste Priorität – und das System erweist sich als effektiv. Auch die junge Biologin Mia befürwortet die „Methode“. Doch seit dem Tod ihres Bruders, der aufgrund eines DNA-Tests des Mordes für schuldig befunden wurde und in der Haft Suizid beging, regen sich leise Zweifel an der Unfehlbarkeit des Systems. Denn Mia ist von der Unschuld ihres Bruders überzeugt. Durch Trauer und inneren Konflikt fällt Mia aus der Bahn, sie reicht ihre Gesundheitsberichte nicht mehr ein und gerät dadurch selbst ins Visier der Justiz: Schließlich gefährdet ihr Verhalten nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern stellt die „Methode“ an sich infrage. Zwischen ihrem Anwalt, hinter dem sie einen Systemgegner vermutet, und einem Journalisten, einem bekannten Unterstützer der „Methode“, wird Mia zum Spielball eines Schauprozesses, der die Nation in Atem hält …

„Corpus Delicti. Ein Prozess“ von Juli Zeh erschien 2009 als Roman. Der Buchversion ging ein Theaterstück voraus, das Zeh 2007 schrieb und an dem sich der Roman eng orientiert.

Juli Zeh, geboren 1974 in Bonn, wurde u. a. mit dem Thomas-Mann-Preis (2013) und dem Heinrich-Böll-Preis (2019) ausgezeichnet. Die studierte Juristin erhielt im Jahr 2018

das Bundesverdienstkreuz und wurde zur ehrenamtlichen Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt. Schon ihr Debütroman »Adler und Engel« (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Ihr Roman „Über Menschen“ war das meistverkaufte Hardcover-Buch des Jahres 2021 in Deutschland. Verfilmt wurden u.a. ihre Romane „Unterleuten – Das zerrissene Dorf“, „Zwischen Welten“ und „Spieltrieb“.

Wer das Theaterstück in der Stadthalle Tuttlingen live erleben möchte, bekommt Karten bei der Vorverkaufsstelle der Tuttlinger Hallen, der Ticketbox in der Königstraße 13 (beim „Runden Eck“), in drei Kategorien ab 21,90 € (inkl. Gebühren), außerdem bei allen Vorverkaufsstellen des KulturTickets Schwarzwald-Baar-Heuberg und online unter www.tuttlinger-hallen.de. Ein telefonischer Kartenservice ist unter Tel. (07461) 910996 eingerichtet.